Speiseröhre

 

 
   
Welche Funktion hat die Speiseröhre?
Die Speiseröhre erstreckt sich vom Ringknorpel bis zum Übergang Speiseröhre/Magen, im folgenden Kardia genannt. Sie ist etwa 25 bis 30 cm lang und verläuft im Brustbereich hinter der Luftröhre und vor der Wirbelsäule. Ihre Aufgabe besteht im Transport von flüssigen und festen Speisen in den Magen. Dabei werden drei Engen überwunden:
1. Oberer Speiseröhrenmund
2. Kreuzung auf Höhe der ersten Luftröhrengabelung
3. Durchtritt in den Bauchraum auf der Höhe des Zwerchfells
 
   
 
   

Welche Symptome und Beschwerden spürt man bei einer Speiseröhrenerkrankung?
Leitsymptom einer Speiseröhrenerkrankung ist eine Schluckstörung (Dysphagie) oder Schluckschmerzen (Odynophagie).

Untersuchungsmethoden
Im folgenden sind die wesentlichen Untersuchungsmethoden zur Abklärung von Speisröhrenerkrankungen erläutert. Zusätzlich können ergänzend Röntgenuntersuchungen durchgeführt werden.

Spiegelung / Endoskopie
Ausleuchtung und Inspektion von Körperhohlräumen und Hohlorganen mit Hilfe eines Endoskops; gleichzeitig Möglichkeit zur Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) zur weiteren Untersuchung, evtl. in Kombination mit Ultraschalldiagnostik (sog. Endosonographie) sowie zur Durchführung kleinerer operativer Eingriffe (z. B. Elektro- oder Laserkoagulation, endoskopischer Entfernung von Polypen).

Speiseröhre / Magenspiegelung bzw.Ösophagogastroduodenoskopie / Gastroskopie
Nach Betäubung der Rachenschleimhaut wird ein flexibles Endoskop über Mund Rachen und Speiseröhre in den Magen und Zwölffingerdarm vorgeschoben. Wenn der Patient es wünscht, kann eine gute Betäubung vorgenommen werden, so dass man vom Eingriff nur wenig mitbekommt. Der Vorteil dieser Untersuchung ist, dass krankhafte Veränderungen sofort gesehen und auch biopsiert werden können, um eine feingewebliche Analyse der Schleimhaut vorzunehmen. Auch kleinere Eingriffe, wie eine Blutstillung können durch das Gastroskop durchgeführt werden

Säure-/Druckmessung / pH-/Manometrie
Über die Nase wird eine dünne Sonde in die Speiseröhre gelegt, welche den Säurewert (pH) und die Druckwerte in der Speiseröhre messen.

Kontrastmittelpassage
Ein Kontrastmittel (Barium oder Gastrografin) wird unter Durchleuchtungskontrolle geschluckt und erlaubt so eine funktionelle Untersuchung der Speiseröhre. Damit können nebst anderem z.B. Engnisse (Krebs) oder krankhafte Muskelbewegungen erkannt werden.

Die wichtigsten Erkrankungen

1. Speiseröhrentumoren
- Gutartige Tumore: z.B. Leiomyom
- Bösartige Tumore (Krebs): z.B. Plattenepithel-Karzinom
2. Mechanische Blockaden (Fremdkörper, Tumore usw.)
3. Muskuläre Störungen (Achalasie, Sklerodermie usw.)
4. Entzündliche Störungen (Refluxerkrankung, Speiseröhrenentzündung usw.)
5. Verletzungen (Refluxkrankheit, Säure-, resp. Laugenverätzungen usw.)
6. Blutungen (Mechanische Schleimhautrisse, Blutungen aus Speiseröhren-Krampfadern usw.)
7. Seltene angeborene Missbildungen und anderes mehr

 

Ausgewählte Erkrankungen

1. Speiseröhrentumoren

Was ist ein Speiseröhrentumor?
Ein Tumor ist eine Gewebewucherung. Ein gutartiger Tumor wächst in der Regel lokal begrenzt und geht meist mit einer normalen Lebenserwartung einher. Ein bösartiger Tumor respektiert die Gewebegrenzen nicht und geht unbehandelt mit einer verkürzten Lebenserwartung einher.

Wie häufig tritt Speiseröhrenkrebs auf?
Bei Männer tritt der Speiseröhrenkrebs fünf Mal häufiger auf als bei Frauen.

Welche Ursachen hat der Speiseröhrenkrebs?
Rauchen und Alkohol sind Risiken, die den Speiseröhrenkrebs verursachen können.

Welche Symptome und Beschwerden treten bei Speiseröhrenkrebs auf?
- Schluckbeschwerden
- Gewichtsabnahme
- Schluckschmerzen, Schmerzen hinter dem Brustbein
- Erbrechen, Blutung usw.

Welche Komplikationen und Gefahren gibt es dabei?
- Fistelbildung zur Luftröhre (Husten beim Essen!)
- Blutung
- Heiserkeit

Welche Abklärungen und Voruntersuchungen müssen bei einem Speiseröhrenkrebs gemacht werden?
- Spiegelung mit Entnahme von Gewebeproben.
- Eventuell Kontrastmittelpassage
- Ergänzende Untersuchungen vor Therapiebeginn mit z.B. Computertomogramm, Spiegelung mit Ultraschall (Endosonographie) usw..

Therapie / Behandlungsmethoden
Je nach Stadium und Ausdehnung des Tumors:
- Operation
- Strahlentherapie
- In Ausnahmefällen: Chemotherapie
Falls aufgrund der Ausdehnung des Krebses keine Therapie möglich ist:
- Lokale Massnahmen zur Erhaltung der Speisepassage: Aufbougierung der Speiseröhre, Laser, evtl. Einlage eines Stent (Metallgeflechtröhrchen).

Nachsorge
- Regelmässige Nachkontrollen durch eine Spiegelung (Endoskopie)

 

2. Achalasie

Was ist die Achalasie?
Neuromuskuläre Störung unbekannter Ursache bei der die propulsive (vorwärtsbewegte) Peristaltik fehlt und der untere Speiseröhren-Ringmuskel nur ungenügend erschlafft. Seltene Erkrankung (etwa 1 Fall auf 100'000 Einwohner).

Welche Symptome und Beschwerden treten bei einer Achalasie auf?
- Schluckbeschwerden beim Essen
- Zurückfliessen unverdauter Nahrung (Regurgitation), evtl. Aspiration (Husten)
- Krampfartige Schmerzen hinter dem Brustbein

Welche Komplikationen und Gefahren gibt es dabei?
- Aspiration
- Mangelernährung
- Nach Jahren: Entartung zu bösartigem Tumor (Präkanzerose)

Welche Abklärungen und Voruntersuchungen müssen bei einer Achalasie gemacht werden?
- Kontrastmittelpassage
- Spiegelung (Ösophagogastroskopie)
- Messung der Druckverhältnisse in der Speiseröhre (Manometrie)

Therapie / Behandlungsmethoden
- Langsames Essen, gutes Kauen, genügend Flüssigkeitskonsum
- Medikamente: z.B. Nitrate oder Kalziumantagonisten (nur bei leichten Formen erfolgreich)
- Pneumatische Aufdehnung des unteren Speiseröhren-Schliessmuskels (3 cm) unter endoskopischer und röntgentechnischer Kontrolle. Diese ist häufig erfolgreich (80%). Es besteht jedoch die geringe Gefahr der Perforation der Speiseröhre (etwa 1%).
- Operation (Myotomie nach Heller), falls die Aufdehnung nicht erfolgreich ist. Dabei besteht die Gefahr der Refluxerkrankung (ca. 20%).

Nachsorge
Endoskopische Nachkontrollen in 1 bis 3-jährigen Abständen auch bei beschwerdefreiem Verlauf (geringe, aber vorhandene Gefahr der Entartung zu Bösartigem Tumor).

 

3. Refluxkrankheit

Was versteht man unter Refluxkrankheit?
Bei der Refluxkrankheit besteht ein vermehrtes Zurückströmen von Magensäure oder Galle in die Speisröhre, was zu Beschwerden wie saurem Aufstossen oder Magenbrennen usw. führt. Diese vermehrte Säureexposition der Speisröhre bringt häufig eine Entzündung im Bereich der unteren Speiseröhre mit sich (Ösophagitis, resp. Refluxösophagitis). Die Refluxkrankheit hat häufig verschiedene Ursachen. Beschrieben sind unter anderem ein Zusammenhang mit einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie). Ungünstig wirkt sich neben verschiedenen Nahrungs- und Genussmitteln (Nikotin) ein erhöhter Druck im Bauchraum aus (Übergewicht, Schwangerschaft).

Welche Symptome und Beschwerden treten bei einer Refluxkrankheit auf?
- Sodbrennen, saures Aufstossen, Brennen hinter dem Brustbein
- Häufig werden die Beschwerden durch die Körperposition oder Nahrungsaufnahme beeinflusst.

Welche Komplikationen und Gefahren gibt es dabei?
- Einengung der Speiseröhre (Stenose)
- Änderung der Schleimhaut in der Speiseröhre, was wiederum Tumorbegünstigend sein kann (sog. Barrett-Speiseröhre)
- Schleimhautblutungen oder Schleimhautgeschwüre, die im Extremfall durchbrechen können (Perforation)

Welche Abklärungen und Voruntersuchungen müssen bei einer Refluxkrankheit gemacht werden?
(Wie wird die Diagnose Refluxkrankheit gestellt? An erster Stelle steht die Patientengeschichte (Anamnese) mit typischen oder auch atypischen Beschwerden. Der erste Abklärungsschritt besteht in der Durchführung einer Speiseröhren-Magen-Spiegelung. Eine allfällige Entzündung der Speiseröhre wird je nach Ausmass klassifiziert und zieht eine entsprechende Behandlung mit sich. In speziellen Fällen werden weitere Untersuchungen wie Säure- und Druckmessung in der Speiseröhre (pH-Manometrie) durchgeführt.

Therapie / Behandlungsmethoden
An erster Stelle stehen die sogenannten konservativen Massnahmen wie Gewichtsabnahme, Einnahme häufiger aber kleiner Mahlzeiten (keine Spätmahlzeiten!), Höherstellen des Bettkopfendes etc. Die Beschwerden können bei den meisten Patienten mit Medikamenten gelindert werden. An erster Stelle steht heute eine Behandlung mit Säureblockern wie z.B. Antra, Zurcal oder Agopton. Etwas weniger wirksam aber bei leichteren Fällen durchaus verwendbar sind Histaminblocker wie Zantic oder Säurehemmer wie Alucol u.ä. Eine chirurgische Behandlung sollte vor allem bei jüngeren Patienten oder bei Therapieversagern in Betracht gezogen werden. Allerdings muss vorher eine sorgfältige Abklärung erfolgen.

Nachsorge
Eine Nachsorge drängt sich vor allem bei Patienten auf, die als Komplikation eine Schleimhautveränderung in der Speiseröhre erlitten. Diese als Barrett-Schleimhaut bezeichnete Komplikation kann in seltenen Fällen entarten (Krebsrisiko). Aus diesem Grund sind Kontrolluntersuchungen in ein bis zweijährlichen Abständen sinnvoll.

Anmerkung
Zwerchfellbruch (Hiatushernie) Ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) findet sich häufig bei Patienten mit Refluxkrankheit. Ein Zwerchfellbruch für sich hat allerdings keine krankmachende Bedeutung.