Dünndarm und Dickdarm

 

 
   

Was ist der Dünndarm?
Der Dünndarm befindet sich zwischen dem Magenausgang und dem Dickdarm. Er ist ca.2,5 bis 4 Meter lang. Seine Hauptfunktion besteht in der Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrungsbestandteilen. Dünndarmerkrankungen sind bis auf Zwölffingerdarmgeschwüre selten.

Was ist der Dickdarm?
Der Dickdarm erstreckt sich rahmenförmig vom Ende des Dünndarms im rechten Unterbauch ausgehend bis zum Darmausgang. Die Länge des Dickdarms (= Colon) schwankt zwischen 1,2 und 1,8 Meter. Die Funktion des Dickdarms besteht in der Eindickung von Stuhl.

 
   
 
   

Untersuchungsmethoden

Im folgenden sind die wesentlichen Untersuchungsmethoden zur Abklärung von Dünn- und Dickdarmerkrankungen erläutert. Zusätzlich können noch Röntgenuntersuchungen durchgeführt werden:

Endoskopie
Ausleuchtung und Inspektion von Körperhohlräumen und Hohlorganen mit Hilfe eines Endoskops; gleichzeitig Möglichkeit zur Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) zur weiteren Untersuchung, evtl. in Kombination mit Ultraschalldiagnostik (sogenannte Endosonographie), sowie zur Durchführung kleinerer operativer Eingriffe (z.·B. Elektro- oder Laser-Blutstillung, endoskopischer Entfernung von Polypen ).

Dickdarmarmspiegelung / Koloskopie / Kolonoskopie
Endoskopische Untersuchung des Dickdarmes (Colon) unter Verwendung eines flexiblen Spezialendoskops (Koloskop) mit der Möglichkeit zur Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) und zur Durchführung kleiner operativer Eingriffe (vor allem endoskopische Entfernung von Polypen).
Wann soll eine Darmspiegelung durchgeführt werden?
- bei anhaltenden Durchfällen unklarer Ursache
- bei allen wiederholten Blutabgängen oder bei unklarer Blutarmut (Anämie)
- bei Verdacht auf entzündliche Darmerkrankungen
- bei Darmpolypen oder bösartigen Tumoren (Kolonkarzinom )

Enddarmspiegelung / Proktoskopie / Rektoskopie
Wird nur der Enddarm untersucht, wird dies mit einem nicht flexiblen Instrument gemacht. Dabei steht dem Untersucher eine grosse Öffnung zur Verfügung, so dass er kleine operative Eingriffe durch das Instrument durchführen kann.

Magenspiegelung / Gastroskopie / Oesophagogastroduodenoskopie )
Nach Betäubung der Rachenschleimhaut wird ein flexibles Endoskop über Mund, Rachen und Speiseröhre in den Magen und Zwölffingerdarm vorgeschoben. Ängstlichen Patienten kann ein starkes Beruhigungsmittel gegeben werden, so dass diese vom Eingriff nur wenig mitbekommen. Der Vorteil dieser Untersuchung ist, dass krankhafte Veränderungen sofort gesehen und auch biopsiert werden können, um eine feingewebliche Analyse der Schleimhaut vorzunehmen. Auch kleinere Eingriffe, wie Blutstillung können durch das Gastroskop durchgeführt werden.

 
   
 
   

Die wichtigsten Erkrankungen

1. Tumore
Hier unterscheiden wir zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren.
Zu den gutartigen Tumoren zählen wir:
- Polypen
- Adenome
- Hamartome
Zu den bösartigen Tumoren gehören:
- das Kolonkarzinom
- das Rektumkarzinom (Enddarm)
2. Hämorrhoiden
3. Reizdarm (irritables Colon, IBS)
4. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)

 

1. Polypen, Adenome und Karzinome des Dickdarms

Was ist ein Polyp, ein Adenom bzw. ein Karzinom des Dickdarms?
Ein Polyp ist jede Vorwölbung ins Darmlumen. Ein Adenom ist eine Gewebewucherung von der Schleimhaut des Dickdarmes ausgehend. Ein Karzinom ist ein bösartiger Tumor, der häufig aus Adenomen entsteht Über 50% der Kolonpolypen respektive Kolonkarzinome sitzen im Endteil des Dickdarmes. Etwa 20% der Patienten über 60 Jahre haben Kolonpolypen. Auch Karzinome finden sich vor allem im höheren Lebensalter.

Welche Symptome und Beschwerden treten bei Polyen, Adenomen oder Karzinomen auf?
- 60% der Patienten weisen keine Beschwerden auf (häufig zufälliger Befund)
- Schleimabsonderung und Durchfälle
- Schmerzen durch Verstopfung
- spontaner Blutabgang oder Blutabgang mit dem Stuhl

Welche Komplikationen und Gefahren gibt es dabei?
- Entartung von Adenomen (Entstehung eines bösartigen Tumors)
- Blutung
- Darmdurchbruch
- Streuung und Bildung von Tochtergeschwülsten

Welche Abklärungen und Voruntersuchungen müssen bei Polypen, Adenomen und Karzinomen des Dickdarms gemacht werden?
- Eine Krebsvorsorgeuntersuchung sollte ab dem 45. Lebensjahr begonnen werden.
- Untersuchung des Enddarmes mit dem Finger
- Darmspiegelung eventuell mit Entnahme von Gewebeproben respektive Entfernung des gesamten Polypen oder Adenoms
- Untersuchung des Dickdarmes mit Kontrastmitteln (falls Darmspiegelung unmöglich)
- Ultraschalluntersuchung (spezielles Gerät mit dem man in den Darm vordringen kann)
- Wichtige Voruntersuchungen: Dickdarmspiegelung mit Gewebeprobe. Bei Verdacht auf bösartigen Tumor müssen mittels Ultraschall oder Computertomographie Tochtergeschwülste ausgeschlossen werden.

Therapie / Behandlungsmethoden
Bei Polypen/Adenomen: konsequente Abtragung mit dem Endoskop.
Bei sehr grossen Polypen oder Adenomen und allen Karzinomen: Operation. Insbesondere bei Verdacht oder Hinweis für das Vorliegen eines bösartigen Tumors muss, sofern nicht viele Tochtergeschwülste vorliegen, in jedem Fall eine Operation vorgenommen werden, welche in einer Teilentfernung oder Entfernung des gesamten Dickdarmes besteht.
Technik: 1. einzeitiges Vorgehen 2. zweizeitiges Vorgehen mit vorübergehender Anlage eines künstlichen Darmausganges, der in einer zweiten Operation zurückverlagert wird 3. bei sehr weit am Darmausgang gelegenen Tumoren (Rektumkarzinom) muss eventuell ein endgültiger künstlicher Darmausgang angelegt werden.
Im Rahmen der interdisziplinären Behandlung erhalten viele Patienten beim fortgeschrittenen Karzinom eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung vor und nach der Operation.

Nachsorge
- Regelmässige Nachkontrollen durch eine Darmspiegelung
- beim Karzinom sind weitere Kontrollen wie Bestimmung von Tumormaster im Blut sowie Ultraschall des Bauches oder eine Computertomographie (Röntgentechnik) zum Ausschluss von Tochtergeschwülsten notwendig

2. Hämorrhoiden

Was sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden sind vergrösserte Venen im Darmausgangsbereich.

Welche Symptome und Beschwerden treten bei Hämorrhoiden auf?
Blut im Stuhl kann häufig (neben anderen Ursachen) auf Hämorrhoiden zurückzuführen sein, andere Symptome können Juckreiz und gelegentlich Schmerzen sein.

Welche Komplikationen und Gefahren gibt es dabei?
Zum Teil können heftige Blutungen auftreten.

Welche Aklärungen und Voruntersuchungen müssen bei Hämorrhoiden gemacht werden?
Hämorrhoiden sind in der Regel einfach zu diagnostizieren. Die Diagnostik erfolgt durch die Proktoskopie, Rektoskopie oder Koloskopie.

Therapie / Behandlungsmethoden
Im Inselspital werden Diagnostik und Therapie in der proktologischen Sprechstunde der Gastroenterologen durchgeführt. Dabei können Hämorrhoiden während einer Enddarmspiegelung mit Gummibändern abgebunden oder verödet werden. Darüber hinaus haben die Chirurgen neue Operationsverfahren zur Therapie von sehr grossen Hämorrhoiden entwickelt.

Nachsorge
Eine Nachsorge ist nur bei Auftreten von erneuten Beschwerden notwendig.

3. Reizdarm / Irritables Colon / IBS

Was ist ein Reizdarm?
Der Reizdarm verursacht zum Teil heftige Bauchschmerzen, wahrscheinlich durch unkoordinierte Darmbewegungen bedingt.

Welche Symptome und Beschwerden treten beim Reizdarm auf?
Patienten mit Reizdarm klagen häufig über Schmerzen im Bauch, die oft nach dem Stuhlgang besser werden.

Welche Komplikationen und Gefahren gibt es dabei?
Keine

Welche Abklärungen und Voruntersuchungen müssen beim Reizdarm gemacht werden?
Bevor die Diagnose irritables Colon gestellt werden darf, müssen alle anderen Dickdarmerkrankungen ausgeschlossen werden. In der Regel ist hierzu eine Darmspiegelung notwendig.

Therapie / Behandlungsmethoden
Die Beschwerden können bei vielen Patienten mit Medikamenten gelindert werden.

Nachsorge
Regelmässige Kontrolluntersuchungen zur Optimierung der medikamentösen Therapie können sinnvoll sein.

4. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen / CED

Was sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen?
Zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen werden der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa gezählt. Dabei kommt es zu Entzündungen ausschliesslich im Dickdarm (= Colitis ulcerosa) oder zu einem möglichen Befall von Darmsegmenten ganz unterschiedlicher Grösse, wobei prinzipiell der gesamte Magen-Darmtrakt befallen werden kann (Morbus Crohn). Die Ursache der Erkrankungen ist noch nicht ganz geklärt. Wesentliche Faktoren die zur Krankheitsentstehung beitragen sind Vererbung, Umwelt und eine Störung des Immunsystems. Am Inselspital gibt es mehrere Arbeitsgruppen, die sich mit der Entstehung und Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wissenschaftlich beschäftigen. Daher kann am Inselspital den Patienten immer die neueste Information und auch Therapie auf diesem Gebiet angeboten werden.

Welche Symptome und Beschwerden treten bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auf?
Patienten können eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome, wie Bauchschmerzen, Blut im Stuhl, Durchfall, Gewichtsverlust und Fieber aufweisen. Gelegentlich können auch Gelenkbeschwerden auftreten.

Welche Komplikationen und Gefahren gibt es dabei?
Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kann es zu infektiösen Komplikationen kommen, die eine Antibiotika-Therapie oder ein chirurgisches Vorgehen notwendig machen. Blutungen werden häufig gesehen, ohne dass diese jedoch bedrohlich wären. Sehr starke Blutungen oder Durchbruch der Darmwand sind selten. Weitere Komplikationen sind der Darmverschluss beim Morbus Crohn.

Welche Abklärungen und Voruntersuchungen müssen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gemacht werden?
In der Regel muss eine Dickdarmspiegelung durchgeführt werden. Ausserdem muss man, sofern man einen Morbus Crohn hat, den Dünndarm mittels einer speziellen Röntgenuntersuchung untersuchen. Im Inselspital kann beim Grossteil der Patienten auch die Diagnose aufgrund von Bluttests gestellt werden.

Therapie / Behandlungsmethoden
Die meisten Therapieansätze setzen bei einer medikamentösen Beeinflussung des Immunsystems an. Ziel der Behandlung der Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung ist immer, die Patienten durch eine medikamentöse Therapie rasch aus einem Krankheitsschub herauszubringen. In der Regel können durch eine konsequente medikamentöse Therapie alle Symptome gut in Griff bekommen werden. Im Inselspital wird (bislang einzigartig in der Schweiz), eine interdisziplinäre Sprechstunde (von Gastroenterologen und Chirurgen) durchgeführt (Anmeldung 031/632 8560), um die optimale Therapie dieser Erkrankungen zu gewährleisten. Bei der Colitis ulcerosa kommt es nach Entfernung des Dickdarms zu einer Heilung der Erkrankung. Der künstliche Darmausgang der nach der Dickdarmentfernung angelegt werden muss, kann durch eine Pouch-Operation wieder rückgängig gemacht werden. Dabei wird der Dünndarm zu einem Reservoir geformt und mit dem natürlichen Darmausgang verbunden. Beim Morbus Crohn werden Operationen nur bei Komplikationen (Abszess, narbige Schrumpfung) durchgeführt.

Nachsorge
Da beide Erkrankungen M. Crohn und Colitis ulcerosa chronische Erkrankungen sind, sind regelmässige Kontrolluntersuchungen unbedingt erforderlich, da die Entzündungsaktivität unbedingt auf möglichst niedrigem Niveau gehalten werden muss.